In wenigen Tagen - Ende August 2023 - gibt es in Fährbrück kein Kloster mehr. Die Augustiner der bayerisch-deutschen Provinz lösen den Konvent Hl. Gregor der Große im Weiler Fährbrück in der Gemeinde Hausen auf. Mit dieser Schließung Ende August 2023 endet ein Abschnitt ihrer Geschichte. Es ist auch ein schmerzhafter Einschnitt für viele Menschen in den Dörfern ringsum.
Seit 1880 und damit seit 143 Jahren haben die Augustiner vom Kloster aus in die Region hineingewirkt. Und vor ihnen waren mit der Errichtung einer kleinen Kapelle St. Gregor um das Jahr 1164 schon die Benediktiner, ab 1658 die beschuhten Karmeliten aus Würzburg und ab 1867 die Redemptoristen aus Gars am Inn in einem Kloster in Fährbrück ansässig.
„Natürlich tut es weh, das Haus leer zu räumen“, spricht Provinzial Pater Lukas Schmidkunz von einem Trauerprozess. Er selbst hat von 1991 bis 1999 hier gelebt und war sechs Jahre Vorsitzender des damaligen Pfarrverbands. Die Zeit habe ihn geprägt und er sei wirklich gern in Fährbrück gewesen. Inzwischen ist er Provinzial und damit für seine gesamte Ordensgemeinschaft mit derzeit 37 Augustinern in Deutschland verantwortlich. Er sieht es als Zeichen der Lebendigkeit, „dass wir noch erkennen, worauf wir uns jetzt konzentrieren müssen“.
Pater Lukas versichert, dass sämtliche Augustiner, die jemals in Fährbrück gewesen sind, mit Funkeln in den Augen und aus tiefster Freude wunderbare Geschichten erzählen. Wahre Blütezeiten habe es gegeben. Die Augustiner hatten hier eine Gärtnerei mit Pflanzenverkauf. 30 bis 40 Jungs besuchten im Internat lange die Klosterschule für die 5. und 6. Schulklasse.
Sieben Dörfer rund um das Kloster haben sich im März 1976 zum ersten Pfarrverband im Bistum zusammengetan. Er wurde mit großem Engagement mit Leben erfüllt und sogar mit einer eigenen Publikation, der Brücke, ausgestattet. Vor 41 Jahren etablierte der damalige Prior Pater Adalbert Müller das Gregoriusfest, das heute noch sehr beliebt ist. Und was gab es nicht schon für bereichernde Begegnungen an Marienfeiertagen, bei Wallfahrten oder dem Augustinusfest!
Die Augustiner sind sicher, dass diese lebendigen Erinnerungen über das Bestehen des Klosters hinaus positiv weiter wirken. Aber es sind Erinnerungen. „Hier ist alles traditionell“, möchte Pater Lukas niemanden zu nahe treten, der Traditionen schätzt. Sie sollen auch bleiben, die Maiandachten, das Mariensingen, das Hubertusfest, Kirchenkonzerte oder die Hochzeiten. Zudem rühre das beschauliche Fleckchen Erde inmitten der Natur jedes Herz. Dennoch sagt Bruder Michael Clemens: „Für mich repräsentiert Fährbrück Abgeschiedenheit“.
Der junge Augustiner mit seinen 34 Jahren könne sich „nicht vorstellen, hier Fuß zu fassen“. Seine Generation stelle sich „ein anderes Klosterleben“ vor, gesteht der Provinzsekretär. Er wünsche sich Orte, zu denen die Menschen ohne jegliche Hemmschwelle vorbei kommen und Beziehungsgeflechte aufbauen. Er wolle die Lebendigkeit des Glaubens, Freude und Fröhlichkeit vermitteln.
Bruder Michael räumt ein, dass er beispielsweise Gottesdienste mit Jazzmusik oder Lichtershows mag. Dafür steht Fährbrück nicht. Bei den Sonntagsmessen, im Marienmonat Mai, bei Festen oder Konzerten ist die Wallfahrtskirche zwar oft noch voll. Aber dann gehen die Menschen wieder heim und in Fährbrück bleibt es lauschig still. Abgeschieden eben.
„Hätte sich Pater Jakob im August vor vier Jahren nicht zum Kommen nach Fährbrück bereit erklärt, wäre mit dem Weggang von Pater Christoph Weberbauer damals schon Schluss gewesen“, gesteht Provinzial Pater Lukas. Zu dieser Zeit gehörten zum Fährbrücker Konvent noch fünf Augustiner.
Dann musste der langjährige Messner Bruder Adalbert im Dezember 2019 auf die Pflegestation in Würzburg. Er starb im Januar 2023. Im Oktober 2020 ist Pater Marcellus Jahnel und im August 2022 Pater Edmund Popp gestorben. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Auflösung realer. Künftig konzentrieren sich die Augustiner auf ihre verbliebenen sieben Konvente in Würzburg (2), Münnerstadt (2), Berlin, Erfurt und Maria Eich bei München.
Der 67-jährige Pater Jakob Olschewski und Pater Romuald Grzonka ziehen nach Münnerstadt. Pater Jakob wird sich im Konvent St. Michael „um unsere älteren Mitbrüder sorgen, die Zuwendung brauchen“ und Rektor ecclesiae, also Leiter der Klosterkirche werden. Pater Romuald wird im Konvent St. Josef seine Mitbrüder in der Seelsorge der Pfarrei St. Maria Magdalena unterstützen. „Ich möchte gern noch mithelfen und mich auf den Pfarrdörfern einbringen“, bekräftigt der 84-Jährige.
Zum1. September wird Pater Matthäus Klein eine Vollzeitstelle als Mitarbeiter im Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück beginnen und sich als Seelsorger um die Wallfahrtskirche kümmern. Das macht die Schließung des Fährbrücker Konvents etwas leichter. Pater Matthäus bleibt in Würzburg wohnen. Der 60-jährige Augustiner freue sich auf die neue Aufgabe im pastoralen Team und will „das Wallfahrts- und Gemeindeleben mitgestalten“.
Für Pater Romuald ist der Abschied aus Fährbrück nach 24 Jahren als Seelsorger schwer. Er habe die Vorteile des Landlebens in Kombination mit den kurzen Entfernungen nach Würzburg und Schweinfurt geschätzt. Seine Kirchengemeinde in Erbshausen-Sulzwiesen wird ihn am 20. August 2023 gebührend verabschieden.
In der Wallfahrtskirche Fährbrück ist der Abschiedsgottesdienst der Augustiner mit anschließender Begegnung am 27. August 2023 um 10 Uhr. An diesem Sonntag wird es auf dem Klostergelände einen Flohmarkt mit Erinnerungsstücken an die Augustiner und ihr Kloster geben. Der Erlös ist für die Arbeit der Augustiner im Kongo bestimmt.